Not only a dream anymore!
Ich – diesjährige USA-Stipendiatin von Stepin? Wahrscheinlich wieder nur ein Traum! Kann mich mal bitte jemand kneifen! Aber das ist gar kein Traum!
Ich – diesjährige USA-Stipendiatin von Stepin? Wahrscheinlich wieder nur ein Traum! Kann mich mal bitte jemand kneifen! Nee, wartet mal – das ist gar kein Traum! Ich werde wirklich in knapp anderthalb Monaten meinen ganz persönlichen »American Way of Life« für 10 Monate ein Auslandsjahr in den USA, genauer in Colorado verbringen!
Ich kann es immer noch gar nicht so richtig glauben, obwohl ich es doch schon seit dem 21. Januar weiß – mein Traum wird endlich wahr! An diesen Dienstag kann ich mich noch gut erinnern. Aber erst einmal fange ich ganz vorne an…
Wer bin ich und warum genau die USA?
Ich bin Lucie Joe, 15 Jahre alt und komme aus Mönchengladbach (nahe Köln und Düsseldorf gelegen). Seitdem ich 10 Jahre alt bin, hege ich den Wunsch, für ein Jahr mein Leben in Deutschland zurückzulassen, um mich auf den Weg in das »Land der unbegrenzten Möglichkeiten« zu machen – die Vereinigten Staaten von Amerika. Gelbe Schulbusse, die eigene Schulmannschaft beim Footballspiel anfeuern und den amerikanischen »School Spirit« erleben – all das kennt man sicherlich von »High School Musical« (nebenbei bemerkt einer meiner absoluten Lieblingsfilme, gefühlt schon tausendmal geschaut, aber immer wieder gut, vor allem, wenn man wie ich alle Songs lautstark mitsingen kann – hahaha)!
Aber wie sieht das Schulleben in den USA wirklich aus? Ist es wie in den Filmen oder doch ganz anders? Das und vieles mehr möchte ich während meines Auslandsaufenthaltes in Erfahrung bringen. Ein weiterer Punkt, warum ich unbedingt in die USA reisen möchte, sind die verschiedenen Facetten, die das Land zu bieten hat. Und vielleicht entdecke ich dort in einem fremden Land auch viel Neues über mich.
Mein Weg zum Auslandsjahr – dank Stepin
Zufällig bin ich damals auf Anna-Valentina gestoßen, die ihr Jahr mit Stepin in Las Vegas verbrachte. Sofort wollte ich alles Mögliche über ein Auslandsjahr und Stepin erfahren. Und so bin ich schließlich auf meine Organisation gestoßen. Aber noch war ich viel zu jung. Da ich aber jedes Jahr aufs Neue meiner Mutter mit meinem Wunsch auf die Nerven gegangen bin, hat sie irgendwann gemerkt, wie gern ich ein Jahr im Ausland verbringen möchte und wie wichtig es mir ist. Nun war ich inzwischen schon 14 – mein Wunsch war immer noch präsent und das Alter perfekt, um mich bei der Organisation Stepin, für die ich mich nach der »Auf in die Welt«-Messe in Köln nun endgültig entschieden hatte, anzumelden.
Ein großes Problem gab es dennoch – wie würde ich mein Auslandsjahr finanzieren können? Ich wusste, dass meine Mama mir eigentlich jeden Wunsch erfüllt und mir auch bei diesem nicht im Weg stehen wollte. Dennoch war von Anfang an klar, dass wir das Jahr ohne ein Stipendium nicht stemmen würden können. Also bewarb ich mich bei Stepin um das Vollstipendium für die USA. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie damals alle zu mir meinten: »Lucie Joe, du wirst das niemals schaffen und am Ende nur enttäuscht werden!« Dennoch konnte ich den Zweiflern beweisen, dass es sich lohnt, um sein Ziel mit Erfolg zu kämpfen. Wie heißt es so schön bei Walt Disney: »Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen.«
Mein Abenteuer »USA-Stipendium« begann damit, das Online-Formular auszufüllen. Und so arbeitete ich schließlich jede freie Minute an meiner Stipendien-Bewerbung, aber natürlich vor allem an meinem Kreativbeitrag! Dieser umfasste einen Film, mit dem ich mich, meine Stadt und meine Hobbys vorstellte: eine selbstgenähte, riesige Patchwork-Decke, auf der die USA mit all ihren Staaten in unterschiedlichen Farben abgebildet war (an dieser Stepp-Decke habe ich bestimmt ein halbes Jahr gearbeitet, bis ich mit dem Endergebnis zufrieden war) und ein Plakat, das die einzelnen Schritte, wie meine Decke Gestalt annahm, erklärte. Eine Woche vor Bewerbungsschluss gab ich dann meine vollständige Bewerbung persönlich in Bonn bei Stepin ab. Jetzt konnte ich nur noch Daumen drücken und abwarten.
Am 19.12.2019 erhielt ich dann einen Anruf von Stepin, in dem sie mir mitteilten, dass ich einer von drei Schülern war, die im Januar zum Auswahltag nach Bonn eingeladen werden sollten. Ich konnte es erst nicht richtig glauben. Zu groß war die Freude – ich hatte es eine Runde weiter geschafft! Jetzt bestand eine 33,3-prozentige Chance, das Stipendium für die USA zu erhalten. Es war mit Abstand das beste nachträgliche Geburtstagsgeschenk (mein Geburtstag: 16.12.2004) und das beste vorgezogene Weihnachtsgeschenk!
Am 6. Januar fand schließlich mein Beratungsgespräch in Düsseldorf statt. Mein Gott, war ich nervös! Das könnt ihr mir glauben. Trotzdem war ich auch voller Vorfreude, da ich endlich in einem persönlichen Gespräch meine Motivation für einen Austausch in Amerika zeigen konnte. Nach vielen Informationen, die mir die nette Stepin-Mitarbeiterin noch einmal mit auf den Weg gegeben hatte, Fragen an mich und meine Mutter und dem 15-minütigen Englisch-Interview (vor dem ihr wirklich keine Angst haben braucht, die 15 Minuten vergehen wie im Flug!) war ich nun bereit für den Auswahltag, der zwei Wochen später in Bonn stattfand.
So aufgeregt war ich lange nicht mehr. Wie werden wohl die anderen Bewerber sein? Welche Aufgaben erwarten mich? Diese Fragen schwirrten die ganze Zeit in meinem Kopf herum. Aber schon nach dem Vortrag der Stepin-Mitarbeiter war meine Nervosität verflogen und ich konnte mit Spaß meine Aufgaben meistern. Dann war der Tag auch schon zu Ende. Jetzt hieß es wieder einmal WARTEN!
Dienstag: 21. Januar 2020 – Ich komme gerade vom Joggen zurück, als meine Mutter mit dem Handy vor mir herumwirbelt, um mir zu sagen, Stepin hätte angerufen und würde sich jeden Moment noch einmal bei mir zurückmelden. Absage oder Zusage – das ist das einzige, was mir in dem Moment durch den Kopf gegangen ist. Tik, tak, tik, tak… Die Minuten vergingen einfach nicht und erst nach gefühlten Stunden klingelte das Telefon. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht gleich zu fragen. »Die nächste Minute wird entscheiden, wo ich mein nächstes Schuljahr verbringen werde!«, schoss es mir durch den Kopf. Auf einmal hörte ich sie – die Worte, auf die ich so lange gewartet hatte: »Herzlichen Glückwunsch, Lucie Joe. Du bist die Gewinnerin des USA-Stipendiums!« Ich war den Tränen nahe – meine Mutter heulte vor Freude bereits jetzt schon wie ein Wasserfall. Ich war so überwältigt. Ich kann mich heute noch genau daran erinnern! Mühe zahlt sich eben doch aus!
Meine Vorbereitung
Nun konnte meine Vorbereitung so richtig losgehen. Nachdem ich meinen Vertrag zugeschickt bekommen, ihn unterschrieben zurückgeschickt und mit meinem Arzt einen Impf-Plan erstellt hatte, setzte ich mich an die Bewerbung für die USA. Damit meine ich all die Informationen, die meine amerikanische Partnerorganisation ICES, meine zukünftige Gastfamilie und meine High School bekommen sollten. Das waren unter anderem Zeugnisse, Dokumente vom Arzt, Bilder, aber auch mein Host Family Letter (Tipp: Plant für diesen viel Zeit ein. Denn vor allem mit dessen Hilfe, aber natürlich auch den anderen Informationen, soll die perfekte Gastfamilie für dich ausgewählt werden können). Am 8. März war ich schließlich fertig mit dieser Bewerbung und konnte sie abschicken.
Mein Staat, meine Stadt und meine Gastfamilie
Montag, 16. März 2020, 19:00 Uhr – Ich bin gerade dabei, meine Mails zu checken, als ich plötzlich eine von Stepin entdecke: »Liebe Lucie Joe, es hat sich eine Gastfamilie für dich entschieden!« »Was!?«, dachte ich. »Schon nach einer Woche!? Wie genial ist das denn!« Die nächste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten: Ich habe ein Double-Placement! Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich werde mein Auslandsjahr gemeinsam mit einer Austauschschülerin aus Spanien in Colorado, genauer gesagt in Byers, verbringen. Das passt einfach perfekt – wie die Faust aufs Auge – da ich seit zwei Jahren Spanisch lerne!
Sofort suchte ich mir alle Informationen über den Ort heraus, in dem ich 10 Monate leben werde. Das ging eigentlich recht schnell: Byers, 30 Minuten von Denver entfernt, knapp 1.200 Einwohner, eine Tankstelle, ein Postamt, ein Lebensmittelgeschäft, eine Bücherei und eine High School. Das war alles. Am liebsten wäre ich direkt losgeflogen. Erst war ich überrascht, in so einen kleinen Ort zu kommen, aber nicht einmal enttäuscht, da ich wusste, dass es gar nicht so auf die Größe der Stadt ankommt, sondern auf die Gastfamilie und die Leute vor Ort. Außerdem bin ich der Meinung, dass das perfekt ist. So lernt man schnell alle Leute kennen und die Hauptstadt Colorados ist nicht weit entfernt. Also, ein Tipp an euch: Lasst euch nicht abschrecken, wenn ihr euch vielleicht etwas anderes vorgestellt habt. Alles hat seine Vor- und Nachteile.
Da es eben dort nur eine Schule gibt, wusste ich sofort, dass es meine sein müsste: Die Byers Junior-Senior High School mit genau 133 Schülern. Da werde ich sicherlich keine Probleme haben, mich am ersten Schultag zurechtzufinden. Anfang April erhielt ich dann weitere Informationen rund um meine Gastfamilie und konnte mich direkt mit ihr in Verbindung setzen. Meine Gastfamilie besteht aus meiner Host Mom, meinem Host Dad, meinem 25-jährigen Host Brother, meiner 16-jährigen spanischen Host Sister, Blue und Dutch (zwei riesige Deutsche Doggen) und zahlreichen Hühnern, die sie erst im Mai angeschafft haben. Ich kann es schon kaum erwarten, alle das erste Mal in die Arme schließen zu dürfen. Wenn ich Glück habe, fliege ich sogar gemeinsam mit meiner Gastschwester – wie cool wäre das denn bitte!? Wir haben sogar einen Gruppen-Chat, so dass wir uns inzwischen schon seit drei Monaten regelmäßig austauschen können und immer wieder Neues voneinander erfahren. Jetzt steht nur noch der Termin bei dem amerikanischen Konsulat in Frankfurt an.
Happy End?
Alles könnte so perfekt sein! Wäre da nicht die Corona-Pandemie, die die Welt gerade in Atem hält!
Niemand weiß, ob ich am 3. August, dem geplanten Flugtermin, meine Reise antreten kann und die Orientation Days in New York stattfinden!? Nein, STOP! Gerade sehe ich einen E-Mail-Eingang von Stepin: Die diesjährige Orientation in New York ist abgesagt. Also fliege ich frühestens drei Tage später, also am 6. August, direkt nach Denver, wenn nicht doch noch etwas dazwischenkommt.
Meine Gastmutter bereitet schon alles für die vorgeschriebene 14-tägige Quarantäne mit uns Mädels vor. Die Männer des Hauses, also Ehemann und Sohn, werden dann kurzerhand einfach ausquartiert. Vielleicht startet mein Auslandsjahr aber erst im September? Oder wird es womöglich komplett abgesagt? Mehr als die Daumen drücken und alles so weiter vorbereiten, als ob es Corona gar nicht gäbe, kann man jetzt eh nicht tun. Also heißt es positiv bleiben und einfach abwarten! Gerne würde ich auch eine Abschiedsparty feiern – aber das dann wohl nur mit den engsten Freunden – natürlich unter der Beachtung der Corona-Auflagen!
Ich hoffe so oder so, dass ihr mich auch weiterhin auf meinem größten Abenteuer im »Land der unbegrenzten Möglichkeiten« begleiten werdet, wenn ich in diesem Blog meine Erfahrungen mit euch teile!