Abenteuer im Outback
Für Miriam ging es 2016 ans andere der Welt nach Australien. Ihre schönsten Erinnerungen hat sie bei einer Reise durchs Outback gesammelt.
Für Miriam ging es 2016 ans andere der Welt nach Australien, wo sie fünf Monate in Sydney verbrachte. Ihre schönsten Erinnerungen hat sie aber fernab von der Großstadt gesammelt, nämlich bei einer Reise durchs australische Outback. Von diesem ganz besonderen Trip, giftigen Kröten und kampflustigen Kängurus erzählt Miriam in unserer Jubiläumsreihe »25 Auslandsmomente«.
Ich war nun schon seit einigen Wochen in Australien und hatte mich sehr gut in meine Gastfamilie in Sydney, die Schule und die Kultur eingelebt. Über die australische Partnerorgnisation SCCE erfuhr ich von 4-6-tägigen Reisen, die den Austauschschülern angeboten werden, beispielsweise zum Ayer’s Rock oder nach Queensland ans Great Barrier Reef. Eine Reise reizte mich besonders: Für 5 Nächte sollte es von Darwin aus mit einem Kleinbus durchs Northern Territory gehen, und jede Nacht wird in einem anderen Nationalpark gezeltet. Für mich stand außer Frage, dass ich mich sofort anmelden musste.
Früh am Morgen ging es mit dem Flugzeug los, von Sydney aus nach Darwin. Es war August, also noch recht kühl in Sydney (was die Australier eben »Winter« nennen), doch kaum öffneten sich nach der Landung die Flugzeugtüren, schlug einem das tropische Klima des australischen Nordens entgegen. Eine starke Umgewöhnung für uns 14 Austauschschüler, die wir alle eher im Süden Australiens lebten.
Das Gepäck auf den Anhänger geladen und alle in den Bus gestiegen, ging es auch schon los – ab in die australische Wüste. In dem Moment, wo meine Schuhe zum ersten Mal den heißen, roten Sand berührten, wusste ich, jetzt war ich wirklich in diesem Land angekommen. Genau das war der Grund gewesen, warum ich nach Australien gehen wollte – diese atemberaubende Natur, die man nirgendwo sonst in dieser Einzigartigkeit und gleichzeitig in seiner Artenvielfalt wiederfindet. Trotz der drückenden Hitze und der offensichtlichen Trockenheit um uns herum, wimmelte es bei genauerem Hinsehen nur so von Tieren, die perfekt an ihren Lebensraum angepasst sind. Riesige Termitenhügel türmen sich neben duftenden Eukalyptusbäumen, in denen die Koalas neben Galahs und Kakadus gemütlich vor sich hin dösen, während man in der Ferne eine Gruppe Kängurus beim Grasen beobachten kann. Der wunderschönste Moment war für mich, ein kleines Känguru-Baby zu sehen, das bei seiner Mama aus dem Beutel lugte und neugierig seine Umgebung beobachtete.
Am Abend gelangten wir an unseren ersten Schlafplatz und erlebten eine Überraschung: Auf dem gesamten Rasen, in den Eingängen zu den Sanitärhäusern und sogar in den Gebäuden saßen überall handtellergroße Kröten herum. Unser Guide warnte uns, dass es sich leider um eine invasive Art handelt, die vor langer Zeit einmal mit einem Handelsschiff nach Australien gebracht wurde und keine natürlichen Feinde in Australien besitzt. Für die meisten Tiere sind sie tödlich, tritt ein Mensch auf sie drauf, wird das Bein lediglich für einige Stunden gelähmt durch das Gift, das sie aus ihrem Nacken schießen. Zudem sollten wir nachts Vorsicht walten lassen bei jedem Geräusch, das wir außerhalb des Zeltes hören können. Häufig kämen streitende Känguru-Männchen auf eine Lichtung wie die unsere, um dort einen Machtkampf auszutragen, wo wir nicht dazwischengeraten sollten, wenn wir schläfrig auf der Suche nach der Toilette unser Zelt verlassen wollten. Etwas beunruhigt, aber auch aufgeregt gingen wir in die Zelte, um unsere erste Nacht im Outback zu verbringen – das Abenteuer hatte begonnen!
Die Tage im Outback vergingen wie im Flug mit einer Reisegruppe, die man sich besser nicht hätte wünschen können. Direkt von Anfang an verstanden wir uns sehr gut, und auf den teils längeren Fahrten zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten oder abends zum nächsten Campingplatz wurde viel geredet und gelacht. Tagsüber sprangen wir von Wasserfällen, beobachteten freilebende Krokodile, machten eine Bootstour über ein Billabong, kletterten auf Berge, um die uns umgebende Natur zu bewundern, probierten selbstgegrilltes Kängurufleisch und machten Bekanntschaft mit Einwohnern eines Aboriginal-Dorfes, die uns zeigten, wie man Körbe flechtet und das Didgeridoo spielt. Nachts wollten wir nach vielen Runden Uno und langen Stunden am Lagerfeuer am liebsten gar nicht erst schlafen gehen, so sehr genossen wir unsere gemeinsame Zeit, so viel Aufregendes gab es zu erleben und zu erzählen. Viel zu schnell vergingen die Tage, und schon bald mussten wir uns von unseren neu gewonnenen Freunden verabschieden.
Traurig, aber um einen großen Haufen toller Erinnerungen reicher, flog jeder von uns wieder zurück zu seiner Gastfamilie. Doch für mich sollte das Abenteuer noch nicht zu Ende sein. Wenige Wochen später traf ich eine der anderen in Sydney wieder, da sie ebenfalls dort in einer Gastfamilie untergebracht war. Zurück in Deutschland dauerte es nur zwei Monate, bis ich meine Koffer packte, um für einige Tage eine dänische Freundin bei sich zu Hause in Helsingor zu besuchen. Und vier Jahre später, nach dem Abitur, hatte ich das große Glück, wieder zurück nach Australien zu fliegen, wo ich nicht nur meine Gastfamilie, sondern auch meine Freunde von der High School und eine weitere Freundin von der Reise durchs Outback wiedersehen konnte. Auf dieser Reise, obwohl sie doch nur so kurz war, habe ich Freundschaften fürs Leben geschlossen!
Eure Miriam