Buchrezension: Versteh mich nicht falsch! Gesten weltweit. Das Handbuch


Die beiden Auslandskorrespondentinnen Julia Grosse (London) und Judith Reker (Johannesburg) haben – zusammen mit dem Hamburger Porträt- und Modefotograf Florian Bong-Kil Grosse – ein praktisches Handbuch mit dem Titel: »Versteh mich nicht falsch! Gesten weltweit« veröffentlicht. Über einen Zeitraum von fast 1,5 Jahren sammelten sie in 50 Ländern Gesten und Handzeichen, die auf 128 Seiten und 78 Farbfotografien dokumentiert sind. Das Handbuch ist 2010 in der Erstauflage beim Rieker Verlag erschienen. Entdecke in unserer Buchrezension alles zu dem praktischen Reisebegleiter, um Missverständnisse auf deinem Schüleraustausch zu vermeiden und weltweite Gesten richtig zu verstehen. Über einen Zeitraum von fast 1,5 Jahren sammelten sie in 50 Ländern Gesten und Handzeichen, die auf 128 Seiten und 78 Farbfotografien dokumentiert sind. Das Handbuch ist 2010 in der Erstauflage beim Rieker Verlag erschienen. Entdecke in unserer Buchrezension alles zu dem praktischen Reisebegleiter, um Missverständnisse auf deinem Schüleraustausch zu vermeiden und weltweite Gesten richtig zu verstehen.
Gesten und ihre Bedeutung
Spätestens seit dem großen deutschen Soziologen Niklas Luhmann ist klar: Erfolgreiche Kommunikation ist schwierig. Und tatsächlich, unsere Alltagserfahrung scheint diese Theorie zu bestätigen.
Fühlst du dich auch manchmal missverstanden oder hast das Gefühl, dein Gegenüber nicht zu verstehen?Wer kennt das Problem nicht, wenn nicht im Alltag, dann spätestens während des Urlaubs oder eines Auslandsaufenthaltes. In der Regel versucht man, sich in solchen Fällen mit Handzeichen und Gesten zu behelfen. Aber auch im Sprechen mit Händen (und Füßen) liegt – so werden wir im Folgenden lernen – einiges an Konfliktpotenzial. Mögen Gesten auf den ersten Blick relativ deutlich und Erfolg versprechend sein, können sie je nach Land eine sehr unterschiedliche Bedeutung haben.

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Beispiele: Hände sagen mehr als tausend Worte
Auf den meisten Fußballplätzen lässt sich die folgende Situation beobachten: Während des Spiels erreicht ein lang gespielter Pass nicht sein Ziel, doch der Mitspieler oder die Mitspielerin muntert den Passgeber oder die Passgeberin mit kurzem Beifall und hochgestreckten Daumen auf. Er oder sie will damit sagen: »Gute Idee, Daumen hoch!« Die meisten Europäer:innen verstehen die Geste als positives Signal.
Würde man dasselbe Handzeichen allerdings in Afghanistan, im Iran oder Irak machen, dürfte es Ärger geben. Denn hier gilt der Fingerzeig als vulgäre Beleidigung, deren exakte Bedeutung man nicht mal schriftlich äußern sollte.
Jede:r Tauchanfänger:in lernt normalerweise, dass ein mit Daumen und Zeigefinger gebildeter Kreis den Tauchpartnern in der Tiefe zeigt: »Alles in Ordnung«. Auch in Kanada, der Schweiz und Mexiko meint die Geste: »Perfekt!« Allerdings sollte man sie in Brasilien vermeiden, denn hier beschimpft man sein Gegenüber auf vulgäre Weise als »A****loch«.
Die letzte Geste gehört inzwischen zum Inventar eines jeden Rock- oder Metal Konzerts: Ausgestreckter Zeigefinger und der kleine Finger sind als »Metal Horns«, »Das rockt!« Liebevoll auch als »Pommesgabel« bezeichnet – in Deutschland, England, Polen, Russland, Schweden und USA Ausdruck der Zustimmung.
In Argentinien wird die Geste zum Schutz gegen Unheil benutzt und in Italien sollte man sich hüten, diese seinem Gegenüber zu zeigen. Hier meint sie die »Hörner«, die eine untreue Ehefrau ihrem ahnungslosen Gatten »aufsetzt«, indem sie ihm fremdgeht. Hier schließt sich dann wohl auch wieder der Kreis zu Sex, Drugs & Rock’n’Roll.
Hilfreiche Tipps vor der Ausreise
Missverständnisse durch das Handbuch vermeiden
Schon diese Beispiele zeigen, dass Kommunikation auch auf dieser relativ einfachen Ebene eine Menge Fallstricke und Möglichkeiten der Fehlinterpretation birgt, die – einmal gezeigt – auch durch wortreiche Entschuldigungen nur schwer zu beheben sind.
Grosse und Reker nähern sich dem Thema allerdings mit einer gehörigen Portion Humor, indem sie feine, freche und kuriose Gesten nebeneinander stellen, diese aber nur mit kurzen Texten versehen. So lassen sie den Lesenden Platz für die eigenen Erfahrungen bzw. Erklärungsversuche. Und gerade im Zusammenspiel von kurzen Textkommentaren und starken Bildern spielt dieses kleine, hochwertig produzierte Buch (gedruckt bei der Traditionsdruckerei Messedruck Leipzig) seine Stärke aus.
Unser Fazit: Dieses Buch über weltweite Gesten lohnt sich
Wir lernen: Auch Hände sprechen ihre ganze eigene Sprache, deren Vielfalt die Lesenden hier anhand von vielen Beispielen präsentiert bekommen. »Versteh mich nicht falsch. Gesten weltweit« ist im wahrsten Sinne des Wortes ein »Hand«-Buch, das – nicht nur aufgrund seines kompakten Formats – in keinem Reisehandgepäck fehlen sollte!
Kurzinfo:
Julia Grosse & Judith Reker:
Versteh mich nicht falsch! Gesten weltweit. Das Handbuch.
Bierke Verlag München, 3. Auflage 2010
Preis: 14,90 Euro – überall im Buchhandel erhältlich.
PS: Und nein, wir werden nicht den Fehler begehen, das Buch mit der »Daumen-hoch«-Geste zu loben ;-)
Alle Fotos: Florian Bong-Kil Grosse