Howdy from Texas!
Ich bin Lucy und war mit dem USA Classic-Programm im wunderschönen Texas. Country Songs und Cowboy Boots waren Alltag im heißen Lone Star State.
Hallo, mein Name ist Lucy und ich war mit dem USA Classic-Programm im wunderschönen Südstaat Texas. Country Songs und Cowboy Boots waren Alltag im heißen Lone Star State. Auch für Geschichts-Liebhaber ist Texas, mit seiner verzwickten Geschichte ein idealer Ort zum bleiben.
Natürlich hatte ich wie jeder Austauschschüler einen bestimmten Wunschort, eine kleine Idee, wie ich mir mein Leben in der USA vorstellen könnte. Als mir dann gesagt wurde, dass meine Gastfamilie sich in Texas befindet, hab ich direkt an das Leben eines Cowgirls gedacht. Kühe melken, mehrstündige Busfahrten bis zur Schule oder in eine etwas größere Stadt. Ob ich mir das von vorne hinein gewünscht hätte, eher nicht, aber ich hatte mich dann doch schon drauf gefreut.
Jedoch kam sowieso alles anders. Ich wurde in einer Großstadt untergebracht. Houston, die fünftgrößte Stadt der Vereinigten Staaten. Zwar war mein Wohnort eher außerhalb der Wolkenkratzer, zählte aber dennoch zur Millionen-Metropole. Ich war euphorisch, denn ungefähr so hatte ich mir es vorgestellt. Wenn man aus einem kleinen Ort in Deutschland kommt, so wie ich, dann trifft einen das alles bei der Ankunft mit einem großen Schlag. Nicht umsonst ist eines der Mottos von Texas go big or go home, denn Texas beträgt fast zweimal die Größe von Deutschland und ist auch der zweitgrößte Staat gemessen in Fläche und Einwohnerzahl.
Obviously, people in Texas have a big heart
Morgens von drei bellenden Chihuahuas und einem etwas größerem Hund geweckt zu werden, oder zwei Katzen vom streiten abzuhalten, war ebenfalls Neuland für mich. Meine Gastfamilie hatte mich zwar im Vorhinein aufgeklärt, dass es etwas lauter im Haus wird, aber ich hatte keine Ahnung was Chihuahuas an Lungenvolumen haben können. Ich fand die Vorstellung mit vielen Tieren zu leben jedoch super und war dazu auch bereit, den Hunden morgens bei ihrem Gesang zuzuhören. Meine Gastfamilie, bestehend aus einem verheiratetem Ehepaar und einer Gastschwester meines Alters, haben mich direkt mit offenen Armen willkommen geheißen. Zwar nicht so wie geplant, denn mein letzter Flug von Austin nach Houston wurde gestrichen und meine Gastfamilie musste schnell zwei Stunden durch Texas fahren um mich abzuholen. Diese Anfangsturbulenz hat uns dann jedoch auf der Rückfahrt viel Zeit verschafft uns schonmal besser als über Skype kennenzulernen. Diese Familie war wohl die herzlichste Familie die ich je getroffen habe. Ich wurde direkt von den Großeltern als Enkelin vorgestellt und auch sonst perfekt in die Familie integriert. Nie habe ich mich ausgeschlossen gefühlt. Dadurch, dass wir so ein gutes Verhältnis hatten, blieb Streit auch nicht aus. Das war aber auch nur zwei mal der Fall und wir haben uns relativ schnell wieder bekrabbelt, denn wir wollten die Zeit einfach zusammen genießen. So ist das in einer Familie eben. Meine Gasteltern wollten mir immer was spendieren, jedoch hab ich mit gutem Gewissen oft abgelehnt, denn sie haben schon so viel für mich getan. Ich habe mich so wohl gefühlt. Meine Gastfamilie trägt außerdem den Namen einer deutschen Großstadt und sie haben deutsche Wurzeln, weshalb sie eine deutsche Austauschschülerin haben wollten.
Teyshas (»Friends«)
Texas‘ Motto ist die Freundschaft. Der Name Texas bildete sich vom uramerikanischem Wort »Teyshas«, was soviel wie »Freundschaft« oder »Verbündete« bedeutet. Da ich eben noch nicht viel von meiner Gastschwester erzählt habe, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt. Zwar war meine Gastschwester, Emily, meine Gastschwester, aber auch eine meiner besten Freunde. Wir haben alles zusammen gemacht. Über Jungs geredet, über Lehrer geschimpft und auch zusammen geweint. Emily war eine Stufe über mir und somit ein Senior. Sie war daher die beste Informationsstelle über meine Schule. Neben ihr hatte ich mich auch sehr gut mit anderen Austauschschülern angefreundet. Meine Schule hatte im Vergleich zu anderen Schulen im Distrikt nur sechs Austauschschüler, aber wir haben uns alle prächtig miteinander verstanden. Die tiefste Freundschaft hatte ich mit Kanon, einer japanischen Austauschschülerin, die gleichzeitig bei meiner Koordinatorin gelebt hat. Wir hatten die gleichen Probleme und waren deshalb immer auf einer Wellenlänge. Dazu kam noch, dass wir im ersten Halbjahr zwei Kurse zusammen hatten. Wir stehen immer noch sehr gut in Kontakt und planen uns auch gegenseitig zu besuchen. Ich hatte viele Freunde im Schwimmteam. Zuerst hatte ich die Angst, dass ich keine Freunde finden würde und das alles nur oberflächliche Bekanntschaften sind, aber man findet schnell heraus, wer sich wirklich für einen interessiert und sich anfreunden will. So hatten wir eine Clique mit einem wilden Mix an Ethnien, obwohl ich die einzige Austauschschülerin im Team war. Ohne meine Freunde hätte ich das Jahr nicht so genossen wie ich es habe. Ihre Gegenwart hat meinen Tag immer besser gemacht und ich hab mich sehr auf die Schule gefreut.
The Power of the Pack is the Lobo. The Power of the Lobo is the Pack.
Ich ging auf die Langham Creek High School, eine Schule mit über 3000 Schülern. Die Größe hatte mich natürlich auch anfangs sehr schockiert, aber ich hab mich sehr schnell ans ständige Schulter aneinander prallen oder das Warten auf den Treppen gewöhnt. Meine Schule war etwas ganz besonderes für mich. Unser Maskottchen war der Lobo, spanisch für Wolf. Langham Creek High School, oder auch liebevoll LCHS oder einfach Langham genannt, war einer der diversesten Schulen in Houston, welche die diverseste Stadt der USA ist, und die USA, die das diverseste Land der Welt sind. Dieser Gedanke war schon sehr cool und so hab ich viele verschiedene Traditionen miterleben können. Zum Beispiel die mexikanische Lebensweise wurde mir sehr gut beigebracht und auch asiatische Riten. Wie bereits erwähnt war ich Teil des Schwimm- und Wasserball-Teams. Ich hatte noch nie was von Wasserball gehört, aber es hat mir total viel Spaß bereitet. Ich kann nur raten, auch unbekannte Sportarten auszuprobieren.
Ich habe mich jeden morgen auf die Schule gefreut, denn dieses eine Jahr wollte ich in vollen Zügen genießen. Langham war während meines Aufenthaltes in der Umbauphase. Es gab dann als Lösung draußen viele Container Klassenzimmer, die wir als »Portable Village« bezeichnet haben. In der Schule habe ich die vorgeschriebenen Fächer gewählt, aber hatte auch noch Puffer für was Außergewöhnliches. Ich habe Gebärdensprache bei einer tauben Lehrerin erlernt und Schüler für die Schülerzeitung während meines Journalismus-Unterrichts interviewt. Schulische Probleme hatte ich keine und auch die Sprache ist nach wenigen Wochen absolut gar kein Problem mehr. Ein kleiner Tipp: nicht sofort in Mathe verzweifeln, die Fachbegriffe werdet ihr ganz schnell verstehen und die Lehrer haben auch immer Verständnis für euch.
Ich hoffe, ich konnte euch einen guten Einblick in mein Leben in Houston geben. Ein Auslandsjahr ist eine einmalige Chance, die unbedingt genutzt werden sollte.